Montag, 11. Mai 2015

LFO Demon: „No Sleep Till Ragnarök“

Dieser Text ist ursprünglich von mir für´s Skug geschrieben worden. Eigentlich sollte er in der kürzlich veröffentlichten Ausgabe Nr. 102 erscheinen. Wieso das nicht geklappt hat, wurde mir nicht mitgeteilt. Aber hier ist der Text ja auch nicht falsch.

Wie bei vielen anderen Musikern steht bei LFO Demon das Pseudonym für einen spezifischen Charakter, seiner musikalischen Tätigkeit. Als LFO Demon arbeitet der Berliner Musiker Hans-Christian Psaar vor allem mit Versatzstücken verschiedener Genres wie Jungle, Hardcore, Chiptune und Acid. Eine Zeit lang war für eine solche Musik die Umschreibung Breakcore en vogue. Mittlerweile hat sich die Zahl der Veröffentlichungen in diesem – als auch die Identifizierung mit dem – Genre, spürbar verringert. Nichtsdestotrotz umschreibt der Begriff Breakcore hier immer noch ganz gut den musikalischen Gehalt der Single. Der erste Track funktioniert als durchgängig raviger Dancefloor Stomper, inklusive gepitchter Vocals und ordentlich Fanfaren. Der zweite Track beginnt zwar als eine dronige Variante von Dubstep, entwickelt sich aber spätestens nach dem ersten Drittel zu einem Breakbeat Gewitter, welches nur zwischenzeitlich und zum Schluss durch musikalische Motive vom Anfang durchbrochen wird. Gesampelt wird indes, was der Popkultur nunmehr als Zierrat dient. In diesem Fall trifft es den Medientheoretiker Marshall McLuhan genauso, wie die englische Metalband Venom. Der übergeordnete Bezugsrahmen dieser Zitatwelt bildet offensichtlich das Nerd-Universum. Die Titel der beiden Tracks – „Asgard Arkanoid“ und „No Sleep Till Ragnarök“ – sind sowohl Anspielung auf den maskulinen Kosmos von Marvel Comics, der Gamerszene als auch dem Wikingerkult im Heavy Metal. Musikalisch dürften zumindest Letztere weniger glücklich mit der Single werden. Andererseits sollte die farbliche Codierung der Single allen Zufallskäufern ein deutlicher Hinweis auf den ironischen Charakter dieses Zwitterwesens sein. Die auf weißen Vinyl gepresste 7“ Single ist im Januar, in einer Auflage von 250 Exemplaren, auf dem Hamburger Label „Sozialistischer Plattenbau“ erschienen. 

No Sleep Till Ragnarök 7" – LFO Demon -  6,50 €
Auflage 250 Exmpl.
- Asgard Arkanoid
- No Sleep Till Ragnarök 
direkt über Sozialistischer Plattenbau zu beziehen.

Sonntag, 6. Juli 2014

I trust my guitar Nr.02 (e.t.c)

Auch in der Zeit wo hier nicht soviel passiert ist, habe ich mir Zines, Singles und vlt. sogar mal n Tape gekauft. An Material das zu besprechen wäre, mangelt es also nicht und wird es wohl auch nie mangeln. Ich würde zwar nicht sagen, dass heute mehr Kultur produziert wird als in früheren Jahrzehnten, aber mehr Kultur-Produkte mit Sicherheit.
Das ist bestimmt Grund für Freud und Leid zugleich.
Falls dennoch die Frage aufkommen sollte, wieso ich erst jetzt wieder schreibe? Weil ich erst jetzt wieder Bock habe! Oder vlt auch nur die Kraft, um mir die Zeit dafür freizuschaufeln.



Vor ein paar Wochen (oder ist es schon länger her) habe ich die Band Shopping in einem Keller Club hier in Berlin gesehen. Und dieses Konzert alleine wäre sicherlich einen Artikel wert. Aber weil off-topic, hier nur die Vorhersage, dass die Band nicht mehr sehr lange in Keller Klubs spielen wird.
Neben den obligatorischen Tonträgern hat die Band auch das hier besprochene Zine verkauft.
Was naheliegend ist, weil die Gitarristin der Band, Rachel Aggs, das Zine gemacht hat.
Dass das I Trust My Guitar – Zine ganz klassisch schwarz/weiß kopiert und zudem im cut&paste Verfahren zusammen gestellt ist, hatte mich sofort angesprochen. Ich finde, das gibt’s leider viel zu selten zu sehen. Oder ich bekomm´s halt nicht mehr so mit. Das auf farbiges Papier kopiert wurde ist dem popkulturellen Inhalt durchaus angemessen. Ein paar Illustrationen von Rachel sind auch im Zine zu sehen.
Der Inhalt des Zines ist einfach zusammen zu fassen, Rachel stellt schwarz-afrikanische Musikerinnen und Musiker vor, die sie inspirieren.
Hach, das deckt sich ja perfekt mit meiner Vorliebe für „ethnologische“ Musik.
Schwerpunkt dieses Zines, sind dem Namen zum Trotz aber wie man der Einleitung entnehmen kann, vor allem elektronische Musik. Finde ich eigentlich noch besser. Weil dies von gängigen Klischees weg und zu einem aktualisierten Bild lokaler Musikkultur führt.
Ich finde zwar, dass dieser Anspruch elektronische Musik zu featuren nicht so eins zu eins umgesetzt wurde, aber die Musik die vorgestellt wird, ist schon toll.
Was nicht im Zine expliziert wird aber mit ein bisschen Wissen augenscheinlich wird, dass „wir“ nicht sehr viel über „afrikanische“ Musik bzw. zu dessen Umfeld wissen. Die gängige Informationsquellen scheinen mir, hier – wie auch allgemein – von Awesome Tapes From Africa und Honest Jons Records zu stammen. Eine weitere und durchaus reiche Quelle ist YouTube. Aber aus Videos alleine ist nicht bspw. Herkunft, Zeit, Popularität zu erschließen.
Das ist keine direkte Kritik an das Zine, weil es ja vor allem ein Zine und keine wissenschaftliche Arbeit ist. Aber die besprochenen Musiker William Onyeabor, Shangaan Electro oder auch Group Inerane sind (un-)längst im westeuropäischen Kultur- oder vlt. besser Verwertungskanon aufgenommen. Und gerade letzteres sollte als einzige Quelle nicht genügen. Ist z.B. Shangaan Electro nun eigentlich ein populärer Trend/Bewegung in Süd Afrika oder das singuläre Produkt eines einzigen Produzenten (Nozinja)? Oder ist die Musikszene dort so aufgestellt, dass das ohnehin zusammenfällt?
Wie bereits angedeutet, es ist schade dass diese Fragen im Zine nicht beantwortet werden aber verwunderlich ist dies ganz und gar nicht.
Wer das irgendwie im Gedächtnis behält und sich wenig oder gar nicht mit „afrikanischer“ Musik auskennt, für den ist das Zine auf jeden Fall etwas. Da dies auch immer noch auf mich zutrifft, habe ich doch ein paar neue Sachen entdecken können.
Übrigens kann man sich auch direkt auf dem Blog zum Zine informieren. Und über Fürsprache, Lob und vlt. auch Widerspruch ist Rachel Aggs sehr erfreut, wenn ich sie da richtig verstanden habe.

3€
22. Seiten 
zu beziehen über rache.aggs[at]gmail[dot]com

Dienstag, 1. April 2014

Terrorrythmus - Small Rooms und mehr

Ich habe von meinem Man Terrorrythmus ein kleines Carepaket erhalten. Was mich freut. Anbei diese beiden Kleinode der Firmen Latenz und Distanzplatten. Also nutze ich die Gelegenheit, um eben jene Juwelen zu besprechen. Aus Gründen der Aktualität lege ich den Schwerpunkt auf die Single Small Rooms von Terrorrythmus. Auf der 7" befinden sich zwei Tracks aus der gleich betitelten Small Rooms EP, die über Bandcamp released wurde. Das ist zum Einen das titelgebende Stück und zum Zweiten, der Track ⊥◎ü¢ℌ – was ich mal frei mit touch übersetzen würde. 
Was auf der Single und der EP zu hören ist, umschreibt das Genre Trap wohl am ehesten. Sowohl bei Small Rooms als auch bei Touch hört man noch die Nachwehen des Post-Dubstep Genres heraus. Das kann man vor allem an den getragenen, melancholisch-melodischen Parts der beiden Songs festmachen. Mit den weiblichen Vocals von Touch gibt es sicherlich noch einmal eine zweite Verbindung zum R´n´B. Wobei R´n´B vermutlich ohnehin Pate für die Produktionen von James Blake und anderen stand.
Als jemand der es gerne ein bisschen abstrakter oder auch auf den Punkt gebracht bekommen möchte, bin ich ein bisschen traurig, dass der Part zwischen 1.06-1.14min von Touch nicht vollkommen ausformuliert wurde. Da wäre einiges an Variationen und vlt. sogar ein eigenständiger Track möglich gewesen. So bleibt es bei einer kurz währenden Verunsicherung der tragenden Melancholie. Alles in allem, durchaus zwei Tracks, die man in ein Set unterbringen kann, wenn es darum geht Herzen zu öffnen.
Ich vermute mal, die Single bleibt eine der wenigen deutschen Trap Produktionen auf Vinyl. Was nicht so sehr mit Trap zu tun hat, sondern vielmehr mit der Bedeutung von analogen Tonträgern für die Rezeption von "elektronischer" Musik. Umso schöner das Arthur(Terrorythmus) und sein Umfeld um das Label Latenz herum, sich zu diesem Schritt entschieden haben. Das große Manko der Single ist leider das Cover. Nichts gegen Glitch. Auch Weser und Wohnungsplatte, kann man alles machen. Aber in diesen Fall funktioniert es nicht sonderlich gut. Eine der Faszinationen von Glitcheffekten ist die dabei entstehende Räumlichkeit, welche durch einen Zufall/Fehler hervorgerufen wird. Wenn diese Faszination mal in der Bildvorlage drin gesteckt haben sollte, dann ist es in der Reproduktion verloren gegangen.

Das Cover der Distanzplatte kann da schon mehr. Und auch musikalisch kann diese weitere 7" Trap/Juke  Single durchaus überzeugen. Vor den Wahlen von Desmond Denker ist dabei durchaus geeignet den Dancefloor zum Kochen zu bringen. Ein zerhackter Samba Rhythmus(?) im angezogenen Tempo lässt Juke Stimmung aufkommen. Anschließendes Footworking kann nicht ausgeschlossen werden. Nach den Wahlen von Terrorrythmus ist ein bisschen verspielter und stellt das Sample von Angela Merkel in den Vordergrund. Dazu gibt es noch ein paar punchende Beats, Sirenen und Signale.
Das Thema der Platte finde ich dagegen nicht so prall. Die Empörung darüber, das Wahlversprechen nicht eingehalten werden (wenn hier auch ironisch gebrochen), suggeriert, dass es eine ethische Form der hiesigen Politik geben könnte. Aber eine Formulierung der "wahren" politischen Ziele macht diese Politik keineswegs besser oder eine "bessere" Wahl denkbarer. Viel interessanter ist dagegen, warum die Mehrheit der Wahlberechtigten an eine ehrliche Politik – also der Vermittlung von antagonistischen Widersprüchen – glauben möchte. Dagegen eine personifizierte Form der Kritik in Anschlag zu bringen, ist zumeist die langweiligste Kritik die Popmusik zu bieten hat. Dies schmälert gleichwohl nicht die musikalischen Qualitäten der Single und das Wahlvolk in der Disse geht mit eben jener Form der Kritik sicherlich auch d´accord, sollte sie ihnen denn überhaupt noch auf den Nägeln brennen. 

Small Rooms – Terrorrythmus -  7€
- ℝѺѺ♏ṧ
- ⊥◎ü¢ℌ 
direkt über Latenz zu beziehen.

Wahlen Shake – Desmond Denker & Terrorrythmus – 7€
- vor den Wahlen
- nach den Wahlen
über Bandcamp.

Donnerstag, 27. Februar 2014

Kottie Paloma – „XOXO“


Ich muss zugeben, dass der Bildband „XOXO“ von Kottie Paloma erst einmal ne Weile bei mir rumgelegen hat, bevor ich mich halbwegs ernsthaft damit beschäftigen wollte. Ich kann noch nicht mal einen konkreten Grund dafür benennen. Aber es gab einfach eine Hürde, die für mich nicht zu nehmen war.
„It´s not my time to die!“ steht auf dem Buchcover. Und vlt. geht es mir ähnlich mit dem lesen und schreiben. Ich gehöre nämlich zu den Menschen, die im Schreiben eine Verbindung zur Auslöschung sehen. Obwohl das Gegenteil davon genauso Sinn macht. Also das Schreiben als Akt der Schöpfung. Sei es drum.

Kottie Paloma ist ein amerikanischer Künstler der seit geraumer Zeit in Berlin wohnt. Vorher hat er einige Jahre in San Francisco verbracht. Was ihm dann vermutlich das Vorwort von John Dwyer, dem Gitarristen der legendären Band Thee Oh Sees, eingebracht haben dürfte (Legendär sagt man nicht! Merken.). Im September 2012 kam der hier besprochene Band in dem ebenfalls in Berlin ansässigen Verlag Pogo Books heraus. Klar mit Fanzines hat „XOXO“ nicht mehr wirklich viel zu tun. Lediglich das Pogo Books nach wie vor auch Zines verlegt und das die gestalterische Haltung von Kotties Zeichnungen mit der der amerikanischen Underground Comic Szene assoziiert werden kann. Aber genauso, lassen sich Assoziationen zu anderen klassisch gewordene Ikonen der amerikanischen Populär- und Gegenwartskultur entwickeln. Insofern dürfte diese Besprechung eine Ausnahme bleiben.

Was gibt es über den Bildband zu sagen? Er ist verdammt fett und dafür mit 22€ relativ günstig. Vielleicht sogar zu billig. Alles ist im sattesten Offsetverfahren auf fettem Papier gedruckt. Auch der Bindung sind ihre eineinhalb Jahre Gebrauch noch NICHT anzumerken.
Der Band gibt einen Überblick über die unterschiedlichen von Paloma genutzten Medien. Es sind vor allem Papier- und Leinwandarbeiten aber auch einige skulpturale Arbeiten zu sehen. Kotties Stärke sind seine gezeichneten Figuren und Charaktere, wobei viele Alltagsgegenstände darin miteingeschlossen werden müssen. Das ich dies so explizit benenne ist dem einfachen Grund geschuldet, dass viele Dinge (wie Blumenvasen, Zigaretten, Flaschen, Stühle aber auch Tiere) ein Eigenleben führen, bzw. „Verlängerungen“ des Lebens Anderer sind. In ihnen sind vergangene oder sogar zukünftige Zeitebene repräsentiert bzw. verbalisiert. Zum einem steht dieser dramaturgische Trick für eine simple Zeugenschaft unbelebter Dinge über die belebten. Demzufolge reden diese Wände tatsächlich! Zum anderen und darin besteht keine Neuigkeit, kommunizieren Menschen durch Gebrauchsgegenstände mit der sie umgebenden Welt. Und dies nicht nur durch Mobiltelefone. Sie sprechen durch alle ihre Gebrauchsgegenstände (bspw. über Statussymbole). Einzelne Sprechblasen geben hier kurz und knapp eine Zusammenfassung des Verhältnisses von diesem symbolischen oder allgemeinen Gebrauch.
Was dabei zur Sprache kommt, oder zu dieser wird, sind nicht die tiefen Mysterien und Geheimnisse, deren bloße Unterstellung uns den Gang der Welt plausibilisieren soll. Stattdessen wird die ganze Profanität des Lebens sichtbar, also das stinkende Gemenge von (latenter) Gewalt und Langeweile.
In diesem Sinne sind Kottie Palomas Arbeiten entideologisierend. Davon abgesehen haben sie ihren Bezugsrahmen aber immer noch mehr in den USA, als in Berlin oder Deutschwurst. So scheint es mir zumindest. Letztlich sind Schusswaffen hier wohl doch eher ein fiktionaler als ein realer Gegenstand. Was das Leben hier bei weitem nicht weniger profan macht. Zurück bleibt das verletzte (männliche) Selbst, dass leider nicht immer versteht, wo es ebenso Teil der strukturellen Gewalt ist und wird. (Oder doch? S.25)
Etwas weniger dezidiert kritisch hat man eine solche Haltung übrigens auch schon bei Chris Johanson gesehen. Das nur als Randnotiz und zur kategorialen Einordnung.

Kottie Paloma
"XOXO" --> 22oi


Printed in September 2012 
First Edition PogoBooks #053 
ISBN 978-3-942547-20-8  
104 Pages Perfect Bound Softcover 21 x 28 cm 
Full Color Offset

Kaufen kann man den Band direkt bei Pogo Books (auch in verschiedenen raren Editionen) oder im Buchhandel umme Ecke. 
Kottie Paloma findet ihr bei Facebook, im Web oder mit seinen eigenen Shop.

Freitag, 10. Januar 2014

Flamboyant – Anya Schiller (2011)



Flamboyant ist ein zwanzigseitiges (s/w) Zine (Umschlag bla nicht mitgerechnet), welches 2011 bei Pogobooks erschien. Flamboyant ist ein blumiger Begriff für auf die Kacke hauen. Und in diesem Fall steht es für eine Arbeit, die zunächst und vor allem den eigenen adoleszenten Lebensabschnitt illustriert. Zu sehen sind dementsprechend Fotografien die das Verhältnis zur eigenen Peer-Gruppe nachzeichnen oder die hedonistischen Lebensaspekte von teenager und twens herausstellen. Das Kapital der fotografischen Gegenständlichkeit ist dabei der junge (m/w) Körper und die scheinbare Entgrenzung, die mit der Jugendlichkeit einhergeht. Die wenigen Naturaufnahmen stellen vornehmlich deren grafischen Reiz heraus und sind viel weniger fotografisches Dokument. Besonders gelungen finde ich die Zusammenstellung der Fotografien und hier vor allem wie die Fotos auf den Doppelseiten sich aufeinander beziehen.
Anya Schiller wurde 1988 in Sankt Petersburg geboren und lebt dort wohl auch noch. Den Fotografien ist diese geografische Verortung nicht anzumerken. Vielmehr wird vor diesem Hintergrund offensichtlich, wie sehr sich die (Selbst-)Bilder der heutigen globalisierten Jugendkultur ähneln. Jeweils abhängig vom entsprechenden Milieu, versteht sich.
Das Zine ist bei PogoBooks wohl schon vergriffen. Aber vlt. hilft da auch mal eine höfliche Anfrage, weil nicht selten findet sich beim Verlag oder dem/der Künstler_In dann doch noch ein Exemplar. Einfach über die entsprechenden Kontakte probieren. Das Zine sollte zwischen 6€ und 8€ kosten.

PogoBooks Anya Schiller
Webseite Anya Schiller
Flickr Anya Schiller


Sonntag, 3. November 2013

Drop it like it Drops #4


Vor ´nem Monat und ein bisschen, hatte ich die Möglichkeit einen sehr guten Freund in Leipzig zu besuchen. Und wie der Zufall es manchmal möchte, war das Wochenende vollgepackt mit interessanten Sachen. Ich hatte z.B. Zeit mich ein bisschen in der Buchhandlung Drift umzusehen und habe dort auch einen Betreiber und alten Bekannten noch aus Bremenzeiten getroffen. Falls ihr (mal) in Leipzig seid, und nach politischen Büchern, Comics und Graphic Novels sucht, dann findet ihr das Drift in der Karl-Heine-Str.83 / 04229 Leipzig. Es gibt aber auch einige Zines aus Leipzig. Zum Beispiel das Drops 4.
Das es in Leipzig Zines gibt, ist nicht besonders verwunderlich. Gibt ne große (und bekannte) Grafik und Kunst usw. Schule dort und ja auch sonst noch Unis etc. pp. Also der ideelle Nährboden für eine selbstbewusste Zinekultur. Das Drops 4 ist aber in jedem Fall schon sehr ambitioniert, richtig fett, Pissgelb, bis auf eine Seite. Dazu unschlagbar günstig, ich glaube es waren 6€ die ich bezahlen musste. Was vermutlich daran liegt, dass das Heft innerhalb der Werkstätten der HGB gedruckt und gebunden wurde. Im Heft sind um die zwanzig Autoren und Zeichner vertreten. Wer gegenwärtige Strömungen der Illustrations- und Comicszene verfolgt, dürfte mit den sehr unterschiedlichen Stilen im Heft und vlt sogar den einen oder anderen Namen vertraut sein. Auf Grund der bloßen Anzahl von Beiträgen aber auch aus stilistischen Eigenheiten, steigt man schnell in die jeweiligen "Storys" ein – manchmal ist es auch nur eine Gedanke oder Fundstück – ist aber genau so schnell auch wieder rausgeworfen. Diese spezifische Form der Präsentation macht es auch schwer, die narrativen und gestalterischen Stärken von einzelnen Beitragenden bewerten zu können. Aber solche Überlegungen muss man ja dem Zine lesen nicht voranstellen. Außerdem geben solche Formate den Zeichner_Innen die Möglichkeit sich auszuprobieren. In diesem Sinne am radikalsten, ist sicherlich die Arbeit von Rosanna Merklin, die sehr abstrakt gehalten ist. Man sieht quasi den Wald vor Bäumen nicht.
Vielleicht nicht dem Leben abgeschaut, ihm aber schön in die Schuhe geschoben ist die Slapstick Geschichte von Clara Böhme, Super Tank. Hier beobachtet man dem Tankenverkäufer bei der Bewältigung seines Arbeitsalltags. Alltagsbewältigung oder die eines vermutlichen oder tatsächlichen Müßiggangs, ist vlt sowieso eine Klammer der verschiedenen Arbeiten. Ob das der Einsamkeit der Zeichner_innen oder den Erwartungshaltungen ihnen gegenüber geschuldet ist, wer weiß. Das wird auch von Zeichnung zu Zeichnung unterschiedlich gelöst.
Ein schönes Plädoyer für´s laufen lassen kommt jedenfalls von Sarah Hüning und ihrem BSSSSS….
Sie hat sich mit am längsten Zeit genommen, die Pointe ihrer Erzählung vorzubereiten. Fast schon klassische Animationsdramatik.
Das Drops 4 und weitere Ausgaben könnt ihr direkt bei den Herausgebern bestellen oder in einem Shop eures Vertrauens. Wo und wie genau, findet ihr auf der Drops Seite.
Weronika Skonieczna – Doing Nothing
Marie-Luce Schaller – o.T.

James Turek – Tractor Beam

Mittwoch, 21. August 2013

Carl Didur "I CANNOT SEE YOU TOO WELL"


Eben klang sie mir noch im Ohr die Musik von Carl Didur aber jetzt zum schreiben ziehe ich doch die absolute Stille vor.

Das kleine und feine Tape "I CANNOT SEE YOU TOO WELL" hatte ich bei einem Konzert von U.S. Girls zusammen mit der Slim Twig Band gekauft, von der Carl Didur ein Teil ist.
Ich muss zugeben, ich habe seitdem das Tape nicht so wahnsinnig häufig gehört. Was mich wundert, wo ich es gerade zweimal hintereinander durchlaufen lassen habe. Was bei der Länge (ca. 20-30min) des Tapes keine Überforderung darstellt.

Die Musik ist zwar psychedelisch aber in einer catchyness, wie sie vlt. erst für die nach 2000´er typisch? Ja, typisch geworden ist.
Das lässt sich am deutlichsten beim zweiten Song der zweiten Seite (also die die ich dafür halte) zeigen, wo bestimmte Fragmente sich in einem Loop wiederholen, der fast einen Hip Hop Beat trägt.
Klar. Das ganze ist um einiges verstrahlter, als bei irgendwelchen Powerpop Produktionen. Aber eben doch erkennbar.

Ansonsten ist das gesamte Instrumentarium zu entdecken, dem sich heutige Indiemusiker bedienen. Eine hemdsärmelige Mischung aus analog und alten Digitalgeräten, einigen Effekten und sicherlich auch einer potenten Loopstation.
Was aber Didur vom üblichen abgrenzt, ist die Offenheit, die er sich dem Experiment gegenüber bewahrt hat. Dieses stellt er dem Wunsch nach einer Erzählung vielleicht nicht gegenüber aber doch zur Seite.
Es gibt ein Intro, wo 8Bit Klänge an die Orgel eines Jahrmarktes erinnern und passende Atmo-Geräusche diese Haltung unterstützen. Das ist schon bemerkenswert, wie hier unterschiedliche Zeitebenen zu einer Geschichte zusammengeschoben werden.
Gleich der darauf folgende Track (der vierte auf der zweiten Seite) gehört zu den eingängigsten und gefällt mir wohl auch am besten.
Satte dicke Synths, werden von einem schmalen Schlagzeug begleitet. Gelegentlich gesellt sich ein bissl Melodie dazu. Das klingt sehr funkig, in einem guten Sinn und erinnert sicherlich auch an denjenigen, an dem ehh gerade kein Schreiber vorbei kommt, Ariel Pink.
Aber die Musikbezüge gehen durchaus weiter in die Geschichte zurück. Ein Song kann nahezu als eine Hommage an Suicide gehört werden. Und manchmal klingt es fast nach einem elektrifizierten
B 52´s Song.
Den Ausklang des Tapes macht aber ein nahezu sakraler Klang mit aktualisierten Mitteln.

Ein sehr schönes Tape auch in seiner verspielt klassischen Aufmachung.

Carl Didur  "I CANNOT SEE YOU TOO WELL"
Songs u.a. birds where there can be no birds, life is difficult (just a little bit), i hear a new world
Musik – Carl Didur
Bass – Michael McLean
Glockenspiel – Alicia Nauta

Design - Alicia´s Klassic Kool Shoppe
Nov. 2012
ECH-002
Kostet ???

maspäce
zoundclowd